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Rubrik: BBB Aktuell >> Pokerclub-Infos
Anmerkung zu Ostern 2016
Werte Pokerfreunde; 
anläßlich aktueller Debatten ein paar Überlegungen zum Thema Glück, Gerechtigkeit, Geschick, Schicksal, und was das alles auch mit Poker zu tun haben könnte. In memoriam ... 

Sehr häufig höre ich in letzter Zeit Beschwerden der Art – „Unglaublich, was der/die für ein Glück hat. Wie kann man nur das so spielen und dann den One-Outer treffen?? So macht Poker keinen Spaß :-((.“ Ich höre da den unausgesprochenen Vorwurf, der/die MitspielerIn hätte sich nicht an quasi ungeschriebene Regeln (ernsthafter PokersportlerInnen) gehalten. Derart allein auf das Glück zu setzen, und somit jegliche Strategie, kluge Gedanken, zuletzt all die eigene Kunst und die richtige Spielweise ad absurdum zu setzen, und ich habe alles richtig gemacht, und ich bin jetzt ausgeschieden, wie himmelschreiend ungerecht! 

Aber ist das nicht gerade das speziell Besondere beim Poker? Hier kann Mensch alles richtig machen, und – Bad Beat- trotzdem Pech haben, und Aus die Maus! Ja, das ist ärgerlich, das ist „ungerecht“, das ist das „Schicksal“ – Poker ist kein Schach. Und so unerträglich dies auch in dem Moment und Erleben zu sein scheint: glaube mir, schon in der nächsten Situation, beim Weg zur Toilette oder nach Hause könntest Du „schuldlos“ und alles richtig gemacht einen vergleichsweise wirklich heftigen Bad Beat erleiden, und so empfehle ich, bei all der Wut, Trauer und Verzweiflung am Pokertisch dann auch eine gewisse Demut, ein Lächeln. 

Heute morgen habe ich beim zehnjährigen Jubiläum von PS und einem Turnier mit zehntausenden SpielerInnen und elf Millionen Dollar im Preispool eine Weile zugeschaut, und auch dort mangelte es nicht an Bad Beats, an Situationen, wo Spieler aus meiner Sicht vieles richtig gemacht haben, ihre Chips mit Assen, Königen… preflop in die Mitte bekamen, der Traum vom Siegpreis von über einer Million nach zehn Stunden Spiel noch hell wach und dann der River oder schon der Flop und ein Gewinn der wohl lebensverändernd geworden wäre – in einem Moment verpufft. Auch das ist Poker. 

Eine gewisse Achtung auch der eigenen Chips mag dennoch angebracht sein. In jeder Hand todesmutig“ All In“ zu gehen, mag vielen Gedanken des Spiels widersprechen, und auch dazu halte ich ständige Diskussionen und Austausch für wertvoll. 

Gerade wir bei Bad Beat Berlin e.V. sollten möglichst freundlich mit diesen Phänomenen, unseren MitspielerInnen umgehen, finde ich. Es mag offensichtliche Fehler geben, und andere – mehr oder weniger riskante Strategien, unser Spiel zu betreiben. (Das Vorurteil mag erlaubt sein, der andere hätte gar sehr kluge Gedanken und eine ganz eigene Strategie verfolgt, die vielleicht in dem Moment nur halbwegs wie geplant funktionierte...). 

Wir wollen uns also weiter dazu austauschen, uns auch selbst weiter „erforschen“, und zum Abschluss anbei ein Blick in unsere Satzung, Kapitel „Vereinszweck“ die meines Erachtens nun auch im zehnten Jahr ihres Bestehens nichts an Aktualität eingebüßt hat: 

„Das Pokerspiel bezieht seine Faszination vor allem auch aus der Tatsache, dass es in einem spielerischen Sinne den Umgang mit Rückschlägen (sogenannten „bad beats”) einübt. Über die Förderung von Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Selbst- und Fremdwahrnehmung und Kreativität beim Spiel hinaus kann hier durch den Umgang auch mit zufällig erfolgenden Ereignissen die Frustrationstoleranz gestärkt und entwicklungsfördernd nutzbar gemacht werden. Das Pokerspiel bildet in einem spielerischen Sinne die vielfältigsten Situationen und Herausforderungen menschlichen Lebens, seiner Faszination und seines Leidens ab. Dies einerseits im Sinne von „Selbstverwirklichung” und der Ermöglichung möglichst gesundheitlich risikoarmer Lebensfreude weiter zu erforschen als auch gleichzeitig die Integration des Spiels zu fördern bzw. der gesellschaftlichen Ächtung des Spiels entgegenzuwirken, ist ebenso Zweck des Vereins.“ 

So soll es sein. Nach dem Spiel ist meist vor dem nächsten Spiel. :-)